Vollblutaraberzucht Didier & Ivana Thiévent
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Kashan & Jessica weiterhin auf Erfolgskurs!

Ganz herzliche Gratulation an dieses erfolgreiche Paar und seiner Crew zum ausgezeichneten 3. Rang am 120 Km CEI-J-YR** in Dillingen D! Damit hat Kashan die Leistungsprüfung Endurance mit Erfolg bestanden!

Und damit steht im Leistungssport ein weiterer Spross aus unserer Zucht ganz oben auf der Leiter.

Wir freuen uns riesig darüber, vor allem auch, weil Kashan von seiner klugen und vorsichtigen Reiterin an keinem Ritt überfordert worden ist und steht's topfit mit besten Werten durch's Ziel lief - bravo! In der August Ausgabe des Kavallo wird ein Portrait von Jessica & Kashan erscheinen.



Bericht CEI** Dillingen von Jessica Preiss


Achtung Deutschland, die johlenden Schweizer kommen!
 
Schon mindestens eine Woche vor der Abreise nach Deutschland hörte ich jeden Tag den gleichen Satz: „Jessica, was müemer no alles mitne? Hesch scho packt? Muesch denn scho langsam afange gäll!“

Nun war endlich der Tag der Abreise gekommen und da das ganze Gepäck ins Auto gestopft war, blieb dieser Satz endlich einmal aus. Dafür kam jetzt ein anderer, beinahe noch nervigerer: „Meinsch mer hend alles?“

Am Donnerstag in aller Herr Gott’s Frühe (ca. 4 Uhr) machten wir uns auf die Socken. Kashan war nicht sonderlich begeistert, so früh morgens aus seiner gemütlichen Boxe geführt zu werden und dann auch noch in den dunklen Anhänger zu steigen. Aber nach kurzer Zeit hatten wir ihn dann überredet und er kam mit uns mit.

Ca. 4,5 Stunden später erreichten wir Dillingen und das Turniergelände. Wir  informierten uns über die Veranstaltung, richteten uns dann ein und genossen danach den sonnigen Tag auf der grünen Wiese, wo die Paddocks aufgestellt waren. Nach einem leckeren Abendessen in einem griechischen Restaurant, liessen wir den Abend in unserer gemütlichen, familiären Unterkunft ausklingen.
 
Am Freitag war schon der erste Ritt, nämlich der längste über 160 km. Es war ein wirklich hartes Rennen. Viele Faktoren, wie heimtückische Bodenverhältnisse und eine Temperatur von 27 Grad, machten es den Pferden und Reitern keines Falls einfach die Herausforderung zu meistern, was man auch deutlich an der tiefen Durchkommensrate sehen konnte.

Was waren wir froh, dass wir noch nicht an der Reihe waren und den Tag noch ruhig angehen konnten. Am Morgen ritten Kashan und ich zusammen mit Jamal und Martina und Rafiq und Nadine, zwei Schweizer Junioren, aus. Am Nachmittag präsentierte ich Kashan den Tierärzten in der Vorkontrolle und schon bald prangte eine grelle, blaue Startnummer auf seinem Hintern.
Den Rest des Tages gingen wir hin und her, wieder hin und wieder her, manchmal rannten wir auch, denn wir mussten uns einen guten Platz für die Pausen ergattern und den ganzen Groomplatz einrichten. Das „Team Preiss“ war leider noch unkomplett, denn mein Vater und meine Schwester kamen erst abends an, so hatten meine Mutter und ich alle Hände voll zu tun. Und erstmals erfuhren wir, wie mühsam es ist, ein Zelt zu zweit aufzustellen. Jedem von uns knallten mindestens zwei Mal irgendwelche Stangen auf den Kopf. Irgendeinmal dann, auf unerklärliche Weise, schafften wir ein halbwegs stabiles, zeltartiges Ding aufzustellen. Das war wohl eine der grössten Herausforderungen dieses Wochenendes.

Am Abend hiess es dann aber nur noch eins: Schlafen gehen, damit man morgens und halb fünf aus den Federn hüpfen kann.

Halb fünf, mein Natel gab eine grausame Melodie von sich und ich sprang, wie von einer Biene gestochen, aus dem Bett. Mein Mami war bereits im Stall, um Kashan zu füttern, der Rest der Crew folgte nun. Wir holten Kashan aus der Boxe, der wirklich froh war, aus dieser Plastikzelle herauszukommen. Kurz putzen, Satteln und dann warm Reiten. Martina mit ihrem Jamal und wir schlossen uns zusammen. Es war sehr gut, dass wir uns kannten, denn wenn man nicht ganz alleine unter all den fremden Reitern ist, gibt dies viel Sicherheit und lockert einen auf.

Der Massenstart mit 17 Paaren verlief erstaunlich ruhig und wir starten die 120 km an dem noch angenehm kühlen Morgen. Die ersten 35 km ritten Martina und ich zusammen. Unsere Pferde hatten zwar beide das Gefühl, sie müssten das Feld gleich anführen und die erste Runde mit ca. 17 km/h zu absolvieren, doch wir schafften es mit der Zeit, sie für einen ruhigen, gleichmässigen Galopp zu begeistern und die beiden liefen super miteinander.

Im ersten Vet-Gate trennten sich dann aber unsere Wege, da Kashan etwas schneller dem Tierarzt präsentiert werden konnte. Die erste Pause von 40 Minuten folgte, Kashan frass brav und genoss das frische Gras. Bei immer noch angemessener Temperatur starteten wir auf die zweite Schlaufe, anfangs alleine, dann holten wir aber einige andere auf. Auch diese 30 km verliefen wirklich prima, Kashan galoppierte, galoppierte und galoppierte, bis wir auch schon wieder das Turniergelände erreichten. Sehr schnell erholte er sich und wir standen wieder beim Veterinär, der zufrieden mit seinen Werten war. Puh, nun wieder eine kleine Pause!

Langsam wurde es richtig warm und die Sonne schien in vollen Zügen. Der Schweiss lief mir nur so unterm Helm hervor und ich fühlte mich, als hätte ich schon seit Wochen nicht mehr geduscht. Nur noch zwei mal 20 km und zum Schluss noch achtzehn, wir rückten dem Ziel, trotz viel Wasserverlust beiderseits, schon näher. Die Reitstrecken waren sehr schön, jedoch nicht ganz harmlos. Viele unebene Graswege sorgten für genügend Gelegenheiten, zu stolpern oder sich zu verletzen. Häufig passierte ich diese Wege im Trab, denn Kashan ist manchmal ein echter Tollpatsch und vor allem, wenn er vor seiner Nase andere Pferde sieht, die er natürlich einholen möchte.

Auch die beiden 20 km-Schlaufen meisterten wir mehr oder weniger gut. Er frass und trank prima und lief meisten wie am Schnürchen. Zwei oder dreimal hatte er kurze Phasen, in denen er ein wenig müde wurde oder ihm die Motivation fehlte. Doch ich schaffte es immer wieder, ihn zu begeistern und die Energie aus ihm heraus zu kitzeln.

Dann kam die Kontrolle nach 105 km, vor der hatte ich am meisten Angst, denn wenn man schon so weit gekommen ist, möchte man auch diese 18 km noch bestreiten dürfen. Mein Herz klopfte, als ich dem Veterinär entgegen trat, doch dieser lächelte nur nach der Kontrolle und wünschte mir alles Gute für die letzte Schlaufe. Puh, tief durchatmen und weiter geht’s!

Die letzte Runde, mit ihren 18 km war nicht ganz Ohne. Die Wege schienen manchmal endlos zu sein, aber trotzdem hatten Kashan und ich die Ziellinie im Visier und kamen ihr auch immer näher. Am letzten Groompunkt stand, wie immer, meine ganze Familie. Meine Schwester rannte mir schon von Weitem mit ihrem „Riesensmile“ und den Wasserflaschen entgegen, spornte Kashan an und sagte ihr Routinesprüchlein auf: „Kashan und du sehen fit aus. Sitz gerade, Kashan auch gerade!“ Dann steht da mein Vater mit Essen und Trinken für mich, wie immer meint er: „Iss etwas Kleines, du brauchst Energie!“ – „Ich habe keinen Hunger.“ – „Iss dieses Bananenstück und pasta.“  Meine Mutter hält den Wasserkübel hin und Kashan trinkt, wie immer sehr gut- zum Glück!
So ein Groompunkt ist doch immer wieder eine Freude!
 
Nun noch das letzte Stück, dann war die Ziellinie in Sicht und Kashan und ich galoppierten ruhig, aber dennoch ziemlich fit ins Ziel.

Wir kühlten ihn, mit Massen an Wasser, wie schon den ganzen Tag. Der Groomplatz war schon ein einziger See. Bald hatte er die Pulsgrenze erreicht und wir machten uns auf den Weg, in die alles entscheidende Schlusskontrolle. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und Kashan für den letzten Trab noch ein wenig bei Laune zu halten. Meine Knie zitterten beim Messen des Pulses und dann das Vortraben.
Die strengen Blicke der Veterinäre, die Runzeln auf ihren Stirnen und dann endlich der erlösende Satz: „Congratulations!“

Yeah! Was für eine Freude, ich umarmte Sandra, die mich bei der letzten Kontrolle begleitete und dann alle anderen Umstehenden, die ich irgendwie kannte. Und natürlich auch noch ein fester Drücker und viel Guzzeli, Rüebli, Äpfel und Bananen für Kashan! Unser erster 120-er war bestanden, und erst noch auf dem dritten Rang, was wir niemals erwartet hätten.

Nun konnten wir alle einen Gang runterschalten und dem Abend etwas relaxter entgehen blicken. Etwas später kam dann auch meine Teamkollegin Martina mit Jamal ins Ziel und auch sie bestanden ihre ersten 120 km. Der Tag war also sehr erfolgreich für uns beide und auch für sehr viele der anderen Schweizer gelaufen!

Am Sonntagmorgen war dann die Stimmung wunderbar, gelassen und der Geschmack von Zufriedenheit und Freude lag in der Luft. Nach der Transportfreigabe, stand nur noch die Rangverkündigung auf dem Programm. Diese war vom unüberhörbaren Schweizer Gejohle geprägt, wenn auch etwas langatmig und vor allem heiss, in der prallen Sonne, für uns.

Wir traten dann alle, zufrieden und glücklich, den etwas langen Heimweg an. Die meiste Zeit schlief ich im Auto, denn so ein Turnier lässt die Augenlieder manchmal doch ganz schön schwer werden.

Alle Fotos von Peter Bechter




 


























                               

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